The Guilty
Gustav Möller, Dänemark, 2018o
Ganz klein und zitternd ist Ibens Stimme am Telefon. Unter Todesangst tut sie so, als würde sie mit ihrer Tochter telefonieren. Ihr Entführer sitzt neben ihr im Wagen und darf unter keinen Umständen bemerken, dass sie den Notruf der Polizei gewählt hat. Dort nimmt Asger Holm Ibens Anruf entgegen. Er weckt alle Polizisteninstinkte in ihm. Er will ihr helfen und das sofort! Aber dafür hat er nur sein Telefon und keine Zeit zu verlieren.
Wenn es so etwas gibt wie Film gewordene Philosophie, dann ist der fulminante Erstling des Dänen Gustav Möller ein grandioses Beispiel dafür. Doch keine Sorge: Man braucht kein philosophisches Grundstudium, um in den Sog dieses Kammerspiel-Thrillers zu geraten. Möller konstruiert seine Geschichte um einen Polizisten in der Notrufzentrale, der Einiges vor seinen Kollegen zu verbergen hat und in einem Entführungsfall doch sein Bestes zu geben versucht, einfach unerhört clever. Nur schon, wie auf engstem Raum 85 Minuten lang mit dem Telefon, der Suggestivkraft von Stimmen und der akustischen Trennung einer einzigen Glasscheibe gespielt wird! Die Situation ändert sich von Minute zu Minute, bisweilen dramatisch, und zwingt uns zusammen mit dem Helden zu ständiger Neuinterpretation der Geschehnisse irgendwo da draussen in der Nacht. Und schliesslich dämmert uns, wie falsch wir Vieles verstanden und unwillkürlich willkürlich ergänzt haben, wie viele Vorurteile dabei im Spiel waren und welche verheerenden Fehlschlüsse wir daraus gezogen haben - wie im richtigen Leben, nur schneller, dichter, spannender.
Andreas FurlerDer dänische Regisseur Gustav Möller setzt auf packenden Minimalismus: Die Kamera bleibt in seinem Debüt stets in der Notrufzentrale. So ist der Zuschauer gezwungen, sich ein eigenes Bild vom Draussen zu machen, wenn Asger mit der Entführten spricht, deren verängstigte Tochter zu Hause beruhigt und einen Kollegen dazu bringt, in die Wohnung des Entführers einzubrechen. Ein virtuos inszenierter Thriller mit knackigem Finale.
Hans Jürg ZinsliDer Polizist Asger (Jakob Cedergren) hat ein Ermittlungsverfahren am Hals, bis zur Klärung vor Gericht muss er Strafdienst bei der Notruf-Hotline machen. Durch den Hilferuf einer entführten Frau erwachen auch dort seine Jagdinstinkte, aber seine einzige Waffe ist das Telefon - der Film wird die Kommandozentrale nie verlassen. Wie man trotz dieser kühnen Beschränkung einen spannenden Thriller über schnelle Urteile, wahre und falsche Täter und die Qual der Schuld machen kann, zeigt der dänische Newcomer Gustav Möller ziemlich bravourös.
Tobias KniebeThe Guilty est aussi bien écrit qu'extrêmement soigné techniquement, avec un travail sur le son notamment remarquable. Mais au fond The Guilty passe en fait 1h25 à patiemment construire puis déconstruire un personnage de flic complexe et fouillé, touche par touche, mot par mot, nuance par nuance.
Sylvestre PicardLe premier film de Gustav Möller, 30 ans, est un concentré de stress sous amphètes. Jamais on ne quitte le centre d'appels, jamais on ne voit les victimes, jamais la caméra ne sort, et pourtant on est rivé.
François Forestier