When We Were Sisters

Lisa Brühlmann, Schweiz, Griechenland, 2024o

s
vzurück

1996: Die fünfzehnjährige Valeska fährt mit ihrer Mutter Monica nach Kreta in die Ferien. Mit dabei ist auch Jacques, der neue Freund der Mutter, und dessen Tochter Lena, mit der Valeska zuerst nichts anfangen kann. Langsam entwickelt sich aber doch eine Freundschaft zwischen den beiden. Während die Mädchen ineinander eine Schwester finden, läuft die Beziehung der Erwachsenen aus dem Ruder und belastet auch jene zu den Teens zunehmend.

In Lisa Brühlmanns Erstling Blue My Mind verwandelt sich ein pubertierendes Mädchen in eine Nixe mit mächtigem Fischschwanz. Diese Fantasy-Metapher für das Fremdwerden im eigenen Körper war im Schweizer Kontext so ungewöhnlich, dass der Film 2018 gleich drei der wichtigsten Preise gewann und die Regisseurin Aufträge für internationale Serien bekam. Kein Thema war damals, dass die Erwachsenen in Blue My Mind frappierend frei von Einfühlungsvermögen für ihre heranwachsenden Kinder sind. In When We Were Sisters nun, Brühlmanns Rückkehr zum einheimischen Autorenkino, verlagert sich das Augenmerk noch mehr auf Eltern, die primär mit sich beschäftigt sind: Die Regisseurin selbst gibt eine alleinerziehende Mutter, die erstmals Strandferien mit ihrem neuen Freund macht und ihre querulierende Teenagertochter widerwillig mitnimmt. Der Mann, ein frisch getrennter Genfer Architekt (Carlos Léal), reist seinerseits voller guter Vorsätze mit seiner etwas jüngeren Tochter an, die er im Alltag zu wenig sieht. Die beiden Mädchen teilen sich fremdelnd ein Zimmer, während sich die Eltern nebenan unüberhörbar ins Liebesleben stürzen, was den Auftakt zu einer bemerkenswerten Reihe pädagogischer Fehlleistungen bildet: Der Vater, bisweilen wie vom Erdboden verschluckt, erweist sich als weinerlicher Alkoholiker und bald autoritärer, bald klebriger Schönredner, die Mutter als ungenierte Egozentrikerin, die alles, was in ihrem Leben schiefgelaufen ist, der Tochter anlastet. Beide bringen uns mit der beharrlichen Verweigerung von Selbsteinsicht an die Grenzen des Goodwills. Bleiben die beiden Teens, die sich anfänglich durch psychologisch holpriges Gelände spielen müssen, mit der Zeit aber Charme und eine anrührende Vertrautheit entwickeln. Bei ihrer Zeichnung ist die Regisseurin in ihrem Element, holt Verspieltheit, Zärtlichkeit, bisweilen Grösse aus Szenen und Charisma aus Jungtalenten heraus. Man wünschte sich nur, dass sie auch den Erwachsenen zutraute, an Konflikten zu wachsen.

Andreas Furler

Empfehlungeno

Filmdateno

Genre
Drama
Länge
100 Min.
Originalsprache
Deutsch
Bewertungen
cccccccccc
ØIhre Bewertung7.0/10
IMDB-User:
7.0 (40)
Cinefile-User:
< 3 Stimmen
KritikerInnen:
< 3 Stimmen

Cast & Crewo

Paula RappaportValeska
Lisa BrühlmannMonica
Malou MösliLena
MEHR>