One Battle After Another
Paul Thomas Anderson, USA, 2025o
Der abgehalfterte Revolutionär Bob fristet sein Dasein in einem Rausch aus Drogen und ständiger Paranoia. Eine der wenigen Konstanten in seinem Leben weit abseits der Gesellschaft ist seine temperamentvolle, unabhängige Tochter Willa. Als sein Erzfeind nach 16 Jahren plötzlich wieder auftaucht und Willa verschwindet, macht sich der ehemalige Aktivist verzweifelt auf die Suche nach ihr. Vater und Tochter müssen sich dabei den Konsequenzen stellen, die aus Bobs einstigen Handlungen erwachsen sind.
Ein grosser Filmemacher (Paul Thomas Anderson), ein grosser Schriftsteller (Thomas Pynchon), zwei grosse Schauspieler (Leonardo DiCaprio und Sean Penn), erste begeisterte Kritiken: Nur wenige Filme haben in diesem Jahr so hohe Erwartungen geweckt wie dieser. Vielleicht sollte man sie etwas zurückschrauben, wenn man bedenkt, dass es sich vor allem um einen Film gegen Trump handelt. Frei inspiriert vom Roman Vineland (1990), interpretiert One Battle After Another diese ironische Bilanz des linken Aktivismus in den USA von heute neu. Die «French 75», eine aktive (und fiktive) revolutionäre Gruppe, die Ende der 2000er Jahre in Kalifornien aktiv war, löste sich auf, als ihre afroamerikanische Anführerin Perfidia Beverly Hills gefangen genommen wurde. Sechzehn Jahre später lebt Bob Ferguson noch immer versteckt mit ihrer Mischlingstochter Willa. Sie geraten in Gefahr, als Colonel Lockjaw, der einst eine sexuelle Beziehung mit Perfidia hatte, sich in den Kopf setzt, sie zu töten, in der Hoffnung, in eine sehr exklusive Gruppe weisser Supremacisten aufgenommen zu werden ... Nach einem eher holprigen halbstündigen Prolog legt der Film glücklicherweise an Spannung und satirischem Biss zu. Während DiCaprio als bekiffter Versager, der im Bademantel flüchtet, hervorragend ist, fällt es schwerer, Sean Penn als faschistischen und verlogenen Militär zu akzeptieren. Mit seiner Überlänge, seinem sprunghaften Stil, seinen grotesken Karikaturen, seinen extremen Nahaufnahmen und seiner (schönen) Musik, die manchmal nicht passt, spielt der Film wohl zu sehr mit der Verwirrung, einer Vorliebe des Autors. Letztlich spürt man, dass er sich vor allem für die Rassismusfrage engagiert, auf der Seite der willensstarken Willa (der Newcomerin Chase Infiniti), die dazu berufen ist, den Kampf für ein Amerika fortzusetzen, in dem endlich alle frei atmen können.
Norbert CreutzGalerieo





