La vallée des fous
Xavier Beauvois, Frankreich, 2024o
Jean-Paul ist ein leidenschaftlicher Segler und durchlebt eine schwierige Phase. Er häuft Schulden an und entfremdet sich von seiner Familie. Er ist fest entschlossen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, und meldet sich bei Virtual Regatta (dem virtuellen Rennen der Vendée Globe) an. Er versetzt sich in die Lage eines echten Skippers, indem er sich drei Monate lang auf seinem Boot isoliert, das in seinem Garten steht... Kann er auf dieser ungewöhnlichen Reise wieder mit seiner Familie und vor allem mit sich selbst in Kontakt treten?
Segelregatten haben immer mehr Fans, das spiegelt sich auch im Kino. Diesmal erklärt uns der Franzose Xavier Beauvois, der bereits im zweiten Teil seines vorherigen Films Albatros (2021) zur See gefahren ist,seine Leidenschaft. Nachdem er während der Covid-Krise mit der Website Virtual Regatta die Freuden des Computersports kennengelernt hatte, entwarf er die Geschichte eines Bretonen, der nicht zur See fährt. Der 50-Jährige, Erbe eines Familienrestaurants in Schwierigkeiten und frustrierter Skipper, kam auf die Idee, einen Preis bei der Vendée Globe virtuell zu gewinnen, um seine Schulden loszuwerden. Er schifft sich dann „wirklich“ in sein Boot ein, das im Trockendock am Ende des Gartens liegt, mit der Ausrüstung und den Lebensmitteln, die er für eine echte Weltumsegelung im Alleingang benötigt. Wird er es ohne Alkohol schaffen? Und wird seine verstreute Familie in der Zwischenzeit das Restaurant über Wasser halten können? Die Spannung hält sich in Grenzen, aber man schätzt die Aufrichtigkeit des Filmemachers, der als Ersatzkoch auch vor der Kamera steht und sich mit seiner eigenen Alkoholabhängigkeit auseinandersetzt. In Jean-Paul Rouve findet er ein ideales Alter Ego, während und den mittlerweile 89jährigen Pierre Richard (in der Rolle des Vaters) wiederzusehen, ist immer eine Freude. Nach einem ausgezeichneten Anfang fehlt es dem Film leider an Glaubwürdigkeit, da er auf die bewährten Rezepte des „Feelgood“-Kinos zurückgreift. Daher werden Fans von Wiedergutmachungen und großen Versöhnungen eher auf ihre Kosten kommen als Bewunderer des einst inspirierteren Autors von N'oublie pas que tu vas mourir und Des hommes et des dieux.
Norbert Creutz