Ondes de choc – Journal de ma tête
Ursula Meier, Schweiz, 2018o
Nach einem wahren Kriminalfall: Einige Minuten, bevor er kaltblütig seinen Vater und seine Mutter tötet, schickt der Achtzehnjährige Benjamin Feller seiner Französischlehrerin sein Tagebuch zu, in dem er den Doppelmord zu erklären versucht. Seiner Entscheidung, die Lehrerin mit in den Strudel zu reissen, ist eine Hausaufgabe vorangegangen, in der die Lehrerin ihren Schützlingen das Führen eines schonungslos persönlichen Tagebuchs abverlangt hat. In den Fokus der Ermittlungen geraten, sieht sich die Lehrerin genötigt, die pädagogische Beziehung mit dem zum Mörder gewordenen Schüler fortzusetzen.
Wie heisst es bei Friedrich Dürrenmatt: Eine Geschichte sei erst dann zu Ende erzählt, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen habe? Journal de ma tête setzt dort an, wo die schlimmstmögliche Wendung schon erfolgt ist. (...) In zersplitterter Erzählweise kreist der Film obsessiv um das Verhältnis zwischen Literatur und Wirklichkeit, wie es die Lehrerin zu vermitteln suchte: Erzählen als Ersatzhandlung, die uns davor bewahrt, zur Tat zu schreiten. Aber was, wenn ein Schüler den Mythos vom Ödipuskomplex beim Wort nimmt?
Florian KellerS’il s’inscrit dans le cahier des charges, Journal de ma tête garde un maximum de singularité par rapport aux trois autres segments. Par touches minimalistes, l’épisode balaie comme un tsunami émotionnel.
Cécile Lecoultre