Baghdad in My Shadow
Samir, Schweiz, Deutschland, GB, Irak, 2019o
Das Londoner Café eines kurdischen Aktivisten ist der Treffpunkt einer zusammengewürfelten kleinen Schar von Exil-Irakern, unter ihnen ein gescheiterter Schriftsteller, eine von ihrem Ex-Mann geflohene Architektin und ein heimlich schwuler IT-Spezialist. Die Gemeinschaft dieser "verwestlichten" Liberalen, die mit ihrer alten Heimat auf unterschiedliche Weise weiter verbunden sind, gerät in Gefahr, als der Neffe des Dichters in den Sog eines radikal islamistischen Predigers gerät und sich zum Kampf gegen die "Gottlosen" aufwiegeln lässt.
Man spürt die Absicht hinter diesem Thrillerdrama über den langen Schatten des islamischen Fundamentalismus und die zukunftsweisenden Gegenkräfte des Liberalismus und ist trotzden alles andere als verstimmt. Nie hat der gebürtige Iraker Samir raffinierter erzählt, und dank einem starken Ensemble, glänzender Kameraarbeit und einer umsichtigen Montage ist die Umsetzung bis auf die etwas papieren anmutenden Islamisten auf der Höhe der Ambition. Vielleicht Samirs stärkster Spielfilm überhaupt, verdient prämiert mit dem Schweizer Filmpreis 2020 für den besten Schnitt.
Andreas FurlerFraglos ist von all den filmischen Liebeserklärungen, die Samir seiner alten Heimat schon gemacht hat, dies die schönste geworden.
Christoph EggerExilerfahrung durchzieht das Werk des Schweizers Samir, von Babylon 2 (1993) bis Iraqi Odyssey (2014). Jetzt hat er darüber einen Ensemblefilm gedreht, in dem allerlei Konflikte exemplarisch verhandelt werden. Da sind keine Figuren, das sind Themen. Hübsch sind die inszenatorischen Details und der Glaube an eine liberale Herzlichkeit, die für alle gilt, egal, woher sie kommen.
Pascal BlumSamir pose le regard lucide et très nuancé qui le caractéristique sur le thème complexe et délicat de l'exil
Giorgia Del Don