Corpus Christi
Jan Komasa, Polen, 2019o
Der 20-jährige Daniel will nach Jahren im Jugendknast Priester werden und erfährt, dass für einen wie ihn nach der Entlassung auf Bewährung nur ein Hilfsjob in der Sägerei eines entlegenen Dorfs vorgesehen ist. Dort angekommen, fällt ihm mit Glück und einigen handfesten Lügen die Stelle eines Aushilfpfarrers zu. Ahnungslos, doch gesegnet mit gesundem Menschenverstand, macht er sich an die Führung seiner kleinen Schar, die an den Folgen eines Unglücks leidet.
Der Pole Jan Komasa stellt die bohrenden Fragen und inszeniert mit der Wucht eines Krzysztof Kieślowski. Zugleich lebt seine brillant gebaute Hochstaplergeschichte von der Lust am Unerhörten, die grosses Kino bisweilen ausmacht, wenn uns Könner auf die Achterbahn einer Story jenseits jeder Wahrscheinlichkeit setzen. Die Besetzung ist, wie so oft im polnischen Kino, grosse Klasse, hinter der Kamera pflegt Piotr Sobocinski jr. souverän das Handwerk seines berühmten Vaters und Grossvaters fort. Die Oscarnominierung im Januar war hochverdient.
Andreas Furler